BECHOL LASHON Deutsch – Zehn Kilometer Gedenken

RUN FOR MEMvon Andrea Jarach*

Der 27. Januar ist in Italien seit 16 Jahren als »Giorno della Memoria« etabliert, um der Opfer der Schoa zu gedenken. Aus diesem Anlass gibt es am Sonntag erstmals einen Gedenklauf durch Rom. Der »Corsa per la Memoria« oder auch »Run for Mem« soll ausdrücklich keinen Wettbewerbscharakter haben.

Organisiert wird der Lauf von Maccabi Italia und Maratona di Roma. Er steht unter der Schirmherrschaft des Ministerratspräsidiums und der israelischen Botschaft. Wie der Dachverband der jüdischen Gemeinden Italiens UCEI mitteilte, wird es einen Parcours von 3,5 und einen von zehn Kilometern geben.

GHETTO Die Strecken führen an sieben Orten vorbei, die an die Deportation der römischen Juden erinnern. Start und Ziel wird der Platz beim Portico, der Largo 16 Ottobre 1943, sein. Jener Ort lag im Ghetto Roms. Dort begann im Herbst 1943 eine mehrtägige Razzia, an deren Ende 1023 Juden nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden.

Die Route führt auch durch die Via Urbana, wo der katholische Priester Don Pappagallo vielen zur Flucht vor den Nazis verhalf. Außerdem geht es an den Gestapo- Folterkellern in der Via Tasso vorbei. Weitere Stationen sind die Via della Lungara und das Gefängnis Regina Coeli: Von dort wurden am 4. Januar 1944 rund 300 Menschen ins KZ Mauthausen deportiert.

OLYMPIA Als Ehrengast wird beim »Corsa per la Memoria« der ehemalige israelische Marathonläufer und Geher Shaul Ladany (80) erwartet. Er überlebte als Kind das Konzentrationslager Bergen-Belsen und als junger Er- wachsener das Attentat bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München.

Auch die italienische Läuferin Franca Fiacconi, Gewinnerin des New York City Marathon 1998, hat ihre Teilnahme zugesagt. Nach Angaben von UCEI werden zwischen 1000 und 2000 Teilnehmern erwartet. Der Sender Sky Italia wird den Lauf im Fernsehen übertragen. Wie die Organisatoren erklärten, soll der »Run for Mem« sowohl das Leben feiern als auch die Fähigkeit des Sports, Unterschiede zwischen Religion, Herkunft und Kulturen zu überwinden.

*Judische Allgemeine, 20.1.17