BECHOL LASHON Deutsch – Italiener
Vor 79 Jahren, in exakt diesen Herbstmonaten, erfolgten jene Gesetze, die den Juden die Bürgerrechte stückweise entzogen haben. Rechte, die sie mit dem Risorgimento, dem Prozess der Staatsgründung Italiens, erlangten und die sie sich dort durch ihre Teilnahme am Aufbau eines vereinigten Italiens erarbeiteten. Während die nationalistisch und potenziell antisemitische extreme Rechte weiterhin die Wahlen in Osteuropa gewinnt, weiten sich auch in Italien solch rassistischen, antisemitischen und nationalistischen (bzw. teilweise eher ‚lokalistisch‘, da wir zum „nationalen“ Flickenteppich zurückgekehrt sind) Gedanken auf die Medien und das soziale Netzwerk aus und nehmen hier und da beunruhigende Züge an. Selbst die neoborbonische Bewegung, die einst lediglich als ziemlich völkisch galt, brachte sich wieder ins Geschehen, indem sie die Einheit Italiens zur Diskussion stellte. Was wird in einem Jahr, zum 80. Jubiläum der antisemitischen Gesetzgebung, geschehen? Vielleicht gibt es dann ja bereits eine aktive und legitime Bewegung zur Wiederherstellung der Ghettos?
Übersetzung von Milena Porsch, Studentin der Universität von Regensburg und Praktikantin bei der Zeitungsredaktion der Union der jüdischen Gemeinden von Italien (UCEI).