MIRAMARE Maximilian I, Mexikos glückloser Kaiser
Edouard Manets berühmtes Gemälde zeigt die Hinrichtung in frappierender Detailtreue: Links stehen die drei Todeskandidaten – Kaiser Maximilian von Mexiko in Überrock und mit Sombrero, seine Generale Miguel Miramón und Tómas Mejía nur mit Uniformhose und weißem Hemd bekleidet. Die Infanteristen des Exekutionskommandos bilden eine zwanglose Gruppe. Über die Mauer im Hintergrund lugen einige Menschen, in der Mitte eine junge Frau, die den Kopf in beide Hände stützt. Manet hat das Bild 1868 gemalt, ein Jahr nach der Erschießung am 19. Juni 1867. Die Presseberichte und die Schilderungen von Maximilians Gefährten waren noch allgegenwärtig. Ein Habsburger, keine 35 Jahre alt, umgekommen im fernen Mexiko, wo er als Kaiser von Frankreichs Gnaden herrschte – diese bizarre Geschichte bewegte ganz Europa. Auch 150 Jahre danach hat sie nichts von ihrer Faszination verloren. Maximilian, der eigentlich Ferdinand Maximilian hieß, war der jüngere Bruder des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. Er kam 1832 als Sohn des Erzherzogs Franz Karl und der Prinzessin Sophie von Bayern zur Welt, und mancher hielt ihn, den Zweitgeborenen, für begabter und brillanter als seinen älteren Bruder, der nach der Niederschlagung der 1848er-Revolution auf den Kaiserthron kam. Die beiden hätten unterschiedlicher kaum sein können. Franz Joseph war nüchtern, verschlossen, fantasielos, stockkonservativ, fleißig und zielstrebig, im persönlichen Umgang oft steif. Maximilian hingegen besaß viel Fantasie, war den Künsten zugewandt und sogar dem liberalen Zeitgeist von 1848 gegenüber aufgeschlossen, charmant, dabei unstet. Er neigte zu romantischen Vorstellungen, seine Stimmung schwankte zwischen Höhenflügen und Niedergeschlagenheit. Die beiden genossen dieselbe Erziehung, lernten Französisch, Englisch, Italienisch, Ungarisch und Tschechisch, wurden in Philosophie und Geschichte unterrichtet. Umso deutlicher traten ihre Differenzen zutage. Bei der militärischen Ausbildung war Franz ganz bei der Sache, Maximilian weniger. Er schrieb Gedichte, malte und führte sorgfältig Tagebuch. Und er interessierte sich lebhaft für die exotischen Tiere und Pflanzen im Schönbrunner Zoo und in den Gewächshäusern. In ihm regte sich die Sehnsucht nach fremden Ländern. Als er 13 Jahre alt war, bereiste er mit seinen drei Brüdern die italienischen Provinzen des Kaiserreichs, die Lombardei und Venetien. Dort verkündete er während einer Schiffsfahrt an der istrischen Küste, er wolle Seemann werden. Mit 19 trat er mit dem untersten Offiziersdienstgrad eines Fregattenleutnants in die österreichische Kriegsmarine ein. Er unternahm etliche Seereisen nach Griechenland, der Türkei, Portugal und Spanien. Später, 1860, reiste er nach Brasilien. Im Jahr 1854 beförderte Franz Joseph den 22-Jährigen zum Konteradmiral und übertrug ihm das Kommando über die Marine. Am Wiener Hof war man entsetzt, in der Flotte aber begeistert. Denn der junge Admiral ging mit Feuereifer an die Arbeit, und er tat viel für die Modernisierung und Verstärkung der bis dahin arg vernachlässigten österreichischen Seestreitkräfte. Auch die folgenden Jahre brachten ihm Anerkennung und Glück. 1856 stattete Maximilian dem König von Belgien, Leopold I., einen Höflichkeitsbesuch ab und lernte dabei dessen Tochter Charlotte kennen. Die schöne, intelligente und ehrgeizige junge Frau verliebte sich sogleich in den feschen Erzherzog mit der romantischen Ader, bei ihm dauerte es etwas länger. Von Leopold sanft gedrängt, hielt Maximilian schließlich um ihre Hand an. Der umtriebige Leopold, der aus dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha stammte, ließ erkennen, dass er für seinen Schwiegersohn eine angemessene Stellung erwartete. Bereits im Februar 1857 ging sein Wunsch in Erfüllung: Franz Joseph ernannte Maximilian zum Generalgouverneur des Königreiches Lombardo-Venetien.
Das Land war gespalten
1848/49 hatte sich auch die Bevölkerung Lombardo-Venetiens gegen die habsburgische Herrschaft erhoben. Marschall Josef Graf Radetzky warf den Aufstand nieder und regierte das Königreich seitdem mit harter Hand. Maximilian nun war entschlossen, die Bevölkerung durch Reformen mit Österreich auszusöhnen. Er ließ das Eisenbahnnetz ausbauen, die letzten Feudallasten ablösen und berühmte Bauwerke auf Staatskosten renovieren. Er gewann Sympathien, doch die Militärführung in Wien und Franz Joseph kehrten zum alten Kurs der Unterdrückung zurück. Im April 1859, am Vorabend des Oberitalienischen Krieges, wurde Maximilian abgelöst und Lombardo-Venetien wieder unter Militärverwaltung gestellt. Nach dem verlorenen Krieg musste Österreich die Lombardei dann an das Königreich Piemont abtreten, unter dessen Führung sich 1860 Italien zum Nationalstaat einte. Zu Heiligabend jenes Jahres zog Maximilian mit Charlotte in sein Traumschloss Miramar ein, das er sich in pompösem Gründerzeitstil bei Triest an der Adria hatte bauen lassen. Das Das Land war gespalten 1848/49 hatte sich auch die Bevölkerung Lombardo-Venetiens gegen die habsburgische Herrschaft erhoben. Marschall Josef Graf Radetzky warf den Aufstand nieder und regierte das Königreich seitdem mit harter Hand. Maximilian nun war entschlossen, die Bevölkerung durch Reformen mit Österreich auszusöhnen. Er ließ das Eisenbahnnetz ausbauen, die letzten Feudallasten ablösen und berühmte Bauwerke auf Staatskosten renovieren. Er gewann Sympathien, doch die Militärführung in Wien und Franz Joseph kehrten zum alten Kurs der Unterdrückung zurück. Im April 1859, am Vorabend des Oberitalienischen Krieges, wurde Maximilian abgelöst und Lombardo-Venetien wieder unter Militärverwaltung gestellt. Nach dem verlorenen Krieg musste Österreich die Lombardei dann an das Königreich Piemont abtreten, unter dessen Führung sich 1860 Italien zum Nationalstaat einte. Zu Heiligabend jenes Jahres zog Maximilian mit Charlotte in sein Traumschloss Miramar ein, das er sich in pompösem Gründerzeitstil bei Triest an der Adria hatte bauen lassen. Das Paar führte ein großes Haus und gab glanzvolle Feste. Doch bald schon verzehrte Maximilian sich in Langeweile. Er hatte das Gefühl, es werde für ihn keine große Aufgabe mehr geben. Da eröffnete sich ihm im Oktober 1861 eine verlockende Perspektive: Der französische Kaiser Napoleon III. bot ihm, vorerst noch vage, die mexikanische Kaiserkrone an! Das Angebot schmeichelte der Eitelkeit des Erzherzogs, und Charlotte drängte ihn energisch, den Vorschlag anzunehmen. Dabei war abzusehen, dass es sich um ein Himmelfahrtsunternehmen handelte. Mexiko war seit der Zeit der Konquistadoren eine Kolonie Spaniens gewesen. 1821 hatte es die Unabhängigkeit erlangt, doch die Geschichte des neuen Staates bestand aus einer endlosen Serie blutiger Bürgerkriege. Das Land war gespalten. Eine Oberschicht von Kreolen (Weißen spanischer Herkunft) stand dem Gros der Einwohner entgegen, meist Indios oder Mestizen (Mischlinge). Der größte Teil des Bodens gehörte kreolischen Grundbesitzern oder der Kirche. Die Lage der Landarbeiter ähnelte der von Leibeigenen. Mit dem Jahren gewannen die Sachwalter der Bürger und Bauern die Oberhand gegenüber den konservativen Landbesitzern, der Geistlichkeit und der Generalität. 1858, nach Jahren der Anarchie und wiederholter militärischer Gewaltherrschaft, wurde der liberale Politiker Benito Juárez Vizepräsident, 1861 übernahm er das Amt des Präsidenten. Der Indio aus dem Stamme der Zapoteken war studierter Jurist und schon als Gouverneur und Justizminister der Schrecken aller korrupten Beamten und Politiker. Juárez leitete eine Ära tief greifender Reformen ein. Er verordnete eine strikte Trennung von Staat und Kirche, schloss die Klöster und enteignete einen Teil des kirchlichen Großgrundbesitzes. So wollte er die zerrütteten Staatsfinanzen sanieren. Im Juli 1861 stellte er zudem die Zahlung der Auslandsschulden zeitweilig ein (und die waren immens: Der Schweizer Bankier Jecker etwa hatte Juárez’ Vorgänger rund sieben Millionen Franc geliehen; jetzt forderte er einschließlich Zins und Zinseszins 75 Millionen zurück). Mexikos Gläubigerstaaten Frankreich, Großbritannien und Spanien reagierten prompt: Ende 1861, Anfang 1862 schickten sie Truppen in die Hafenstadt Veracruz, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Als Juárez einlenkte, zogen Briten und Spanier wieder ab. Die Franzosen aber blieben. Konservative Kreise in Mexiko hatten schon in den Jahren zuvor die Idee entwickelt, das Land, das seit 1823 eine Republik war, zur Sicherung ihrer Macht und ihrer Privilegien in eine Monarchie zu verwandeln und dafür einen europäischen Prinzen zu gewinnen. Ihnen nahestehende Emigranten hatten die französische Kaiserin Eugénie umgarnt – mit Erfolg: Sie wurde eine einflussreiche Fürsprecherin der mexikanischen Herrenschicht und der Kirche. Nun, da die USA in einen Bürgerkrieg verwickelt waren, schien Napoleon III. der Augenblick günstig, den Plan umzusetzen. Er hatte dabei vor allem französische Interessen im Blick: Er wollte aus Mexiko einen Satellitenstaat machen, das riesige Land als Lieferant billiger Rohstoffe und als Abnehmer französischer Waren nutzen. Dass er Maximilian die Rolle einer Marionette zugedacht hatte, durchschaute der Habsburger wohl nicht. Umgehend ließ Napoleon die Truppen in Mexiko auf 38.000 Mann aufstocken, im Juni 1863 zogen sie in Mexiko-Stadt ein. Ihr Befehlshaber, General Élie-Frédéric Forey, berief eine Versammlung konservativer Notabeln (Geistliche, Beamte, Grundbesitzer) ein, die auf sein Geheiß Maximilian zum Kaiser proklamierte. Bis der designierte Herrscher die Fahrt über den Atlantik antrat, verging indes noch mehr als ein Jahr. Im März 1864 reisten Maximilian und Charlotte zunächst nach Paris zu Napoleon III., und Maximilian, der von Geld nicht viel verstand, ließ sich auf Abmachungen ein, die man später als Konvention von Miramar bezeichnete. Sie verurteilten sein künftiges Reich, dessen Finanzen durch die Bürgerkriege völlig zerrüttet waren, zum Bankrott. Mexiko, so wurde festgelegt, sollte für den Unterhalt der französischen Truppen bis zum 1. Juli 1864 260 Millionen Franc zahlen. Danach sollte Maximilians Regierung für jeden französischen Soldaten, der im Lande stand, jährlich 1.000 Franc aufbringen. Kaiser Franz Joseph ließ den Jüngeren gewähren. Der Gedanke, sein Bruder werde künftig weit weg, auf der anderen Seite der Erdkugel, tätig sein, schien ihm sogar verlockend, hatte er von der Geheimpolizei doch immer wieder Berichte erhalten, Maximilian habe sich kritisch über die Politik der Wiener Regierenden geäußert. Bevor Maximilian sich auf die Reise machte, nötigte Franz Joseph ihn, auf alle Erbrechte in Österreich zu verzichten. Maximilian war empört, doch Franz Joseph blieb unerbittlich. Am 14. April 1864 schließlich gehen Maximilian und Charlotte an Bord der Fregatte Novara. Sie fahren nach Civitavecchia. Von dort begibt Maximilian sich auf dem Landweg nach Rom, um sich vom Papst zu verabschieden und ihn um seinen Segen zu bitten. Sechs Wochen lang ist das Schiff dann nach Mexiko unterwegs, und während der Überfahrt beginnt Maximilian damit, für seinen künftigen Hof ein Etikette-Handbuch auszuarbeiten. Es wird schließlich 600 Seiten umfassen. Minutiös werden darin das Verhalten bei einer Audienz, die Sitzordnung beim Hofdiner, Rang und Aufgaben der Hofchargen, die Verleihung von Orden, die Uniformierung der Palastgarde und vieles andere geregelt. Maximilian, der doch liberale Regungen hat, will gleichwohl ein persönliches Regiment führen und orientiert sich an der steifen spanischen Etikette des Wiener Hofes.
Maximilian lässt sich nicht beirren
Der Empfang, der dem Kaiser im freiheitsliebenden Veracruz bereitet wird, ist weniger höflich: “Etwa hundert Eckensteher, Wasserträger, Straßenjungen und sonstiges Gesindel laufen dem Zug voran”, erinnert sich ein Augenzeuge. “Musikbanden, aus allerlei Kneipen zusammengesucht”, hätten ein “unbeschreibliches Getöse” veranstaltet. Auf der Reise nach Mexiko-Stadt nimmt Maximilian dann begeistert die Schönheit der Landschaft und der Vegetation wahr, genießt den Anblick der schneebedeckten Vulkane, der Kokospalmen und Orchideen. Am 12. Juni ziehen er und Charlotte feierlich in der Hauptstadt ein. Maximilian kommt guten Willens, Mexiko in einen modernen, blühenden Staat zu verwandeln. Doch viele Mexikaner sehen in ihm einen Usurpator. Kein amerikanischer Staat erkennt den Habsburger als Kaiser von Mexiko an. Der entmachtete Benito Juárez zieht seine Truppen nach Norden zurück und führt von dort aus einen gnadenlosen Kampf gegen die Franzosen und den neuen Monarchen. Selbst die Konservativen, die Maximilian herbeigerufen haben, sind enttäuscht, weil er den verstaatlichten Kirchenbesitz nicht zurückgibt. Doch Maximilian lässt sich nicht beirren. Er will sich selbst ein Bild machen. Monatelang bereist er das Land, wobei er große Strapazen auf sich nimmt. Was er über den Zustand der Funktionselite herausfindet, ernüchtert ihn. Am 30. Oktober 1864 schreibt er an einen seiner Berater: “Das Schlimmste, was ich bis jetzt in diesem Land fand, bilden drei Klassen: die Justizbeamten, die Offiziere der Armee und der größte Teil des Klerus. Alle diese kennen ihre Pflichten nicht und leben einzig und allein des Goldes wegen. Die Richter sind bestechlich. Die Offiziere kennen kein Ehrgefühl, und dem Klerus fehlt die christliche Liebe und die Moralität.” Er macht sich daran, eigene Truppen aufzubauen: eine österreichische Freiwilligen-Brigade, zwei belgische Freiwilligen-Bataillone und sogar ein ägyptisches Bataillon. Charlotte gibt glanzvolle Bälle und wird von den französischen Offizieren bewundert. Sie genießt das zeitweilig sehr. Doch auf die Dauer findet sie weder Mexiko noch seine Bewohner sympathisch. Maximilian liebt Land und Leute aufrichtig. Er führt die Pressefreiheit ein und errichtet eine Akademie der Wissenschaften. Seine Regierung erlässt eine Vielzahl von Reformgesetzen, aber, wie der preußische Gesandte Anton Freiherr von Magnus schreibt: “Niemandem fällt es ein, dieselben auszuführen.” Die finanzielle Situation spitzt sich unterdessen zu. Zwar wird eine Anleihe von 200 Millionen Franc aufgelegt, doch kommen in Mexiko nur 34 Millionen an. Das Verhältnis zu Frankreich bleibt ebenfalls nicht ungetrübt. Napoleon III., der Maximilian zunächst umschmeichelt hat, schreibt ihm nun Briefe, die sich wie Anweisungen an einen Untergebenen lesen. Und auch mancher französische General lässt den Kaiser spüren, wer der wirkliche Herr im Lande ist. Zum Schicksalsdatum wird der 9. April 1865, als der Amerikanische Bürgerkrieg mit dem Sieg der Nordstaaten endet. Die Regierung in Washington hat nun wieder die volle Handlungsfreiheit und verweist mit militärischen Drohgebärden auf ihre Monroe-Doktrin von 1823, der zufolge die USA keinerlei Versuche europäischer Staaten dulden, Lateinamerika zu rekolonisieren. Napoleon III. zieht daraufhin schrittweise seine Truppen aus Mexiko ab. Obendrein untersagt Franz Joseph I., von den USA gedrängt, die weitere Anwerbung von Freiwilligen: 2.000 Kämpfer, die sich bereits in Triest eingeschifft haben, müssen ihren Traum von Abenteuer und Ruhm begraben und wieder an Land gehen. Maximilians Lage ist hoffnungslos. Die Truppen seines Widersachers Juárez rücken immer weiter vor. Er denkt an Abdankung, doch Charlotte redet ihm das aus. Sie reist nach Europa, wo sie sich vergeblich bemüht, Napoleon und den Papst zur Unterstützung zu bewegen. Im September 1866 erleidet sie in Rom einen Nervenzusammenbruch, von dem sie sich nicht mehr erholen wird. Eine Nachricht aus der Heimat erfüllt Maximilian jedoch mit Genugtuung: Zwar wird die österreichische Armee am 2. Juli 1866 bei Königgrätz von den Preußen geschlagen. Doch am 20. Juli besiegt die von Maximilian modernisierte Flotte in der Seeschlacht von Lissa die überlegenen Italiener. Das Flaggschiff des siegreichen Admirals Wilhelm Freiherr von Tegethoff heißt Erzherzog Ferdinand Max. Der Erzherzog selbst steht auf verlorenem Posten. Nach dem Abzug der letzten französischen Soldaten 1867 bleiben ihm nur seine europäischen Freiwilligen und einige wenige loyale mexikanische Einheiten. Zu Beginn des Jahres kontrolliert er noch fünf Städte: Mexiko-Stadt, Puebla, Veracruz, Orizaba und Querétaro. In Letzterer wird sein Untergang besiegelt. Im Februar eilt er den Einwohnern mit 1.600 Soldaten zu Hilfe. Kurz darauf wird die Stadt von republikanischen Truppen unter dem Kommando des Generals Mariano Escobedo belagert. Die Eingeschlossenen leisten hartnäckig Widerstand, doch schließlich gehen Lebensmittel und Munition zur Neige. Am 15. Mai 1867 kapituliert der Kaiser von Mexiko. Benito Juárez, der Maximilian nie als legitimen Herrscher anerkannt hat, lässt ihn durch ein Kriegsgericht zum Tode verurteilen und am 19. Juni 1867 erschießen. Monate später, nach schwierigen Verhandlungen, fährt Admiral Tegethoff mit der Fregatte Novara, die vier Jahre zuvor Maximilian nach Mexiko gebracht hat, nach Veracruz und holt den mehr schlecht als recht einbalsamierten Kaiser heim nach Wien. In der Kapuzinergruft findet Maximilian seine letzte Ruhestätte. Seine Witwe, vollends dem Wahnsinn verfallen, überlebt ihn um viele Jahrzehnte: Als sie 1927 stirbt, ist das französische Kaisertum Geschichte, das Habsburgerreich versunken und ihr mexikanisches Abenteuer eine Anekdote aus fernen Zeiten. Geblieben ist, bis heute, ein Lied: La Paloma. Zu Zeiten Maximilians in Mexiko komponiert, brachten es ehemalige Soldaten seiner österreichischen Brigade über das weite, blaue Meer nach Europa.
*Die Zeit, 7. Juni 2017.