IT HAPPENED TOMORROW Dunkle Quellen
“(…) Auch diese Ideen reichen in das 19. Jahrhundert zurück. Die Vorstellung von Amerika als einer Nation beruhte in ihrer konservativen Variante auf dem Gedanken des Ausschlusses. Die Begründung hierfür basierte auf religiös-ethnischen Argumenten. Diese Argumente waren immer präsent, erlangten aber nie politische Wirkmächtigkeit. Die katholische Immigration schürte bei protestantischen Gruppen Angst vor einer tief greifenden Änderung des politischen Systems, vor allem aber fürchtete die Elite den Verlust ihrer politischen und kulturellen Hegemonie. Es formierte sich daher nicht nur gesellschaftlicher, sondern auch politischer Widerstand gegen die katholische Einwanderung: Bereits 1852 gründeten einige Gegner der Katholiken die American Party als ausländerfeindliche und spezifisch antikatholische Gruppierung. Ihre Mitglieder hingen Verschwörungstheorien an, in denen Katholiken die Rolle der Bösewichte übernehmen mussten, oft spielten sexuelle Ängste eine Rolle. Entsprechend dieser Ideologie begann die Partei daher als klandestine, von Verdrängungsängsten geprägte verschworene Gemeinschaft. Anhänger der Partei wurden in der Presse als Know-Nothings verspottet. Der Name stammt von Geheimgesellschaften, deren Mitglieder auf Fragen nach ihrer Organisation angeblich immer mit “I know nothing” (“Ich weiß von nichts”) antworteten. Schon 1855 zerbrach die Bewegung am Streit um die Sklaverei. In den 1930er- und 1940er-Jahren lebte diese Ideologie jedoch wieder auf und fand in Figuren wie Henry Ford, dem Populisten Huey Long, vor allem aber Charles Lindenbergh ihre Leitbilder. Lindbergh verbreitete Verschwörungstheorien und Antisemitismus. (…)” (Süddeutsche Zeitung, 19-6-17)