KULTUR «Deutschland soll das von den Nazis gestohlene Gemälde zurückgeben»
«Ein Aufruf an Deutschland für 2019: Wir wünschen, dass dieses Jahr die berühmte Vase mit Blumen des niederländischen Malers Jan van Huysum den Uffizien von Florenz zurückgegeben wird. Das Gemälde wurde während dem Zweiten Weltkrieg von den Nazis gestohlen und befindet sich gerade bei einer deutschen Familie, die es nach all dieser Zeit und trotz den zahlreichen Anfragen des italienischen Staats noch nicht dem Museum zurückgegeben hat» das ist der Aufruf vom Direktor des florentinischen Museums, dem deutschen Eike Schmidt. Dieses Bild ist ein Meisterwerk von Jan van Huysum (Amsterdam 1682-1749), einem sehr berühmten Maler von Stillleben. Es handelt sich um ein 47 x 35 cm großes Ölgemälde, das bereits vom Jahr 1824 zu den Kunstsammlungen von Pitti-Palast gehörte, als der Großherzog von Lothringen Leopold II. es für die neugegründete Galerie des Palatins kaufte. Das Museum berichtet, dass es für mehr als ein Jahrhundert im Saal der Putti samt anderen niederländischen Stillleben, wie den von Rachel Ruysch und Willem van Aelst, ausgestellt geblieben sei; im Jahr 1940 sei der Palast evakuiert worden und das Gemälde sei zur Villa der Familie Medici in Poggio a Caiano gebracht worden. 1943 sei es zur Villa Bossi Pucci verlegt worden, immer noch in Florenz, und da sei geblieben, solange deutsche Soldaten, die auf dem Rückzug gewesen seien, es zusammen mit anderen Werken nach Castel Giovio (Provinz Bozen) gebracht hätten. Die Kiste, wo Vase mit Blumen lag, sei geöffnet worden und das entwendete Bild sei nach Deutschland gebracht worden, wo man seine Spuren verloren habe.
Es sei erst nach einigen Jahrzehnten wiederaufgetaucht, im Jahr 1991, kurz nach der deutschen Wiedervereinigung: Seit dann hätten viele Vermittler versucht, mit der Behörde in Italien in Verbindung zu treten, um ihnen ein Lösegeld zu fördern. Die Staatsanwaltschaft von Florenz habe vor kurzem eine Untersuchung eingeleitet: Das Gemälde befinde sich tatsächlich bereits im italienischen Staatbesitz, deshalb sei es weder unveräußerlich noch käuflich.
«Aufgrund dieses Ereignis, das die Erbe der Uffizien berührt, sind die Wunden des Zweiten Weltkriegs und des Naziterrors noch nicht geheilt. Deutschland soll die Verjährung für die während des Kriegs gestohlenen Werke abschaffen und dafür sorgen, dass sie ihren rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden» sagt Schmidt, und er betont, dass «Deutschland die moralische Pflicht hat, die Werke in unser Museum zurückzugeben, und ich hoffe, dass dies so schnell wie möglich geschehen wird, zusammen mit allen anderen Kunstwerken, die die NS-Armee geplündert hat».
Eine schwarzweiße Reproduktion der Vase mit Blumen von van Huysum (von Alinari gemacht) ist symbolisch von heute im Saal der Putti in Pitti-Palast ausgestellt. Samt dem Gemälde findet man auch Schilden mit der in drei Sprachen (Italienisch, Englisch und Deutsch) übersetzten Aufschrift «Gestohlen» und eine Bildunterschrift, die daran erinnert, dass die Wehrmachtsoldaten es aus seiner natürlichen Umgebung verdrängten. «Wir werden diese fotografische Ausstellung gern wegnehmen, wenn man das Original den Uffizien zurückgibt» erzählt Schmidt.
Übersetzung von Anna Zanette mit der Hilfe von Giulia Schincariol, Studentinnen der Hochschule für Dolmetscher und Übersetzer der Universität von Triest und Praktikantinnen bei der Zeitungsredaktion der Union der jüdischen Gemeinden von Italien (UCEI).