Die Verhütung der Völkermorde

Von Anna Foa*
Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocausts, am 27. Januar, hat Gabriele Nissim, Präsident von Gariwo, drei Vorschläge vor dem Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten der Abgeordnetenkammer unterbreitet. Die Vorschläge betreffen die Verhütung und die Bestrafung der Völkermorde und sind vom Ausschuss angenommen worden.
Die Verhütung und die Bekämpfung der Völkermorde waren die Grundlage des Gedankens von Raphael Lemkin. Er war ein polnischer Jude und ein Jurist, der 1939 in die USA floh. Lemkin war der erste, der von „Völkermord“ sprach. Der Ausgangspunkt seiner Überlegungen darüber waren die Ereignisse im nationalsozialistisch besetzten Europa, als er im Jahr 1944 schrieb. Es handelt sich um die Vernichtung der Juden. Es handelt sich um die Shoah, wie sie viele Jahre später genannt wurde. Lemkin beschränkte sich nicht darauf, das Zerstörungsphänomen anhand des von ihm erfundenen Wort „Völkermord“ zu beschreiben. Nämlich zog er die Lehren daraus und wurde dazu gebracht, seine Dynamik zu untersuchen und es zu behindern, zu bekämpfen, zu verhüten, gegen alle, die es wieder fortsetzten. Darüber hinaus hatte er die Gelegenheit, das Phänomen als Berater des Chefanklägers Jackson zu den Nürnberger Prozessen eingehend zu analysieren.
Dank der von Lemken entwickelten rechtlichen Kriterien und der abgeleiteten Überlegungen sind internationale Gerichte, internationale Organisationen für die Bekämpfung der Volksmörder, Lehrstühle von Genocide Studies, entstanden. Mit dem Wort „Völkermord“ wurde endlich einen Namen gegeben zu einem alten Phänomen, das bis dahin nicht definiert worden war, wie Lemken selbst oft erklärte. Einen Namen zu geben heißt in diesem Zusammenhang die rechtlichen Instrumente zu schaffen, um ein Verbrechen strafbar zu machen, um es zu bekämpfen und zu verhüten. Im Jahr 1948 schufen die Vereinten Nationen die Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes, die im Jahr 1953 von Italien unterzeichnet wurde. Sie hat jedoch die Völkermorde der folgenden Jahrzehnte nicht aufgehalten: Beispiele davon sind die bestätigten Fälle von Rwanda und Bosnien. Auch jetzt besteht erneut in vielen Teilen der Welt die Gefahr von Völkermorden und dabei herrscht nur allgemeine Gleichgültigkeit, was dem Rahmen des Holocausts ähnelt. Dass das italienische Parlament sich endlich dafür einsetzt, mit Instrumenten auszustatten, um diese Probleme mit den Vereinigten Nationen und der EU zusammen anzugehen, ist ein großer sozialer und politischer Fortschritt.
Als Juden, die die schrecklichen Folgen des Holocausts erfahren haben, der zu einem wichtigen Beispiel Völkermords geworden ist und der von allen erinnert wird, glaube ich, dass wir diese Initiative hoffnungsvoll begrüßen sollen.

*Historikerin

Übersetzung von Sara Facelli, Studentin der Hochschule für Dolmetscher und Übersetzer der Universität von Trieste und Praktikantin bei der Zeitungsredaktion der Union der jüdischen Gemeinden von Italien (UCEI).