Das wirkliche Heldentum
Von David Bidussa*
Wenn ich Zweifel und Unsicherheiten habe, lese ich noch einmal die Worte von Inge Scholl. Ihre Geschwister Hans und Sophie Scholl gründeten die “Weiße Rose” d. h. eine Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime. Und sie wurden am 22. Februar 1943 hingerichtet. Jahre später – beim Verfolgen ihre Geschichte – fragte sie sich: “Aber kann man sie Helden nennen? Sie haben nichts Übermenschliches unternommen. Sie haben etwas Einfaches verteidigt, sind für etwas Einfaches eingestanden, für das Recht und die Freiheit des einzelnen Menschen, für seine freie Entfaltung und ein freies Leben. Sie haben sich keiner außergewöhnlichen Idee geopfert, haben keine großen Ziele verfolgt; was sie wollten, war, dass Menschen wie du und ich in einer menschlichen Welt leben können. Vielleicht liegt dann das wirkliche Heldentum, beharrlich gerade das Alltägliche, Kleine und Naheliegende zu verteidigen”. So weiß man – in Zweifelsfällen – wo man mit einer unterbrochenen Rede fortfährt.
*Sozialhistoriker der Ideen
Übersetzung von Antonella Losavio, Studentin der Hochschule für Dolmetscher und Übersetzer der Universität von Triest und Praktikantin bei der Zeitungsredaktion der Union der jüdischen Gemeinden von Italien.