„Wir stehen alle unter demselben Himmel“

Die Ausstellung des Museums für das italienische Judentum und die Shoah in Ferrara mit dem Titel „Unter demselben Himmel“ über die Bedeutung des Sukkot-Festes soll den Blick der Öffentlichkeit erweitern. Der Besucher soll die Möglichkeit haben, die Welt aus einem anderen Blickwinkel, dem jüdischen, zu betrachten. Seine Werte, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erfassen, ohne dabei die Freude am Feiern zu vergessen.
„Wir hoffen, dass wir mit dieser Ausstellung einen Moment des tiefgreifenden Austauschs zwischen den Kulturen und des gegenseitigen Kennenlernens fördern“, so der Museumpräsident Dario Disegni bei der Eröffnung der neuen Ausstellung, die von Museumsdirektor Rabbi Amedeo Spagnoletto, von Sharon Reichel kuratiert und von der Architektin Giulia Gallerani zusammengestellt wurde. Der von Disegni ist nicht nur ein Wunsch, sondern auch eine Realität. Wie eines der wertvollsten Stücke der Ausstellung beweist: die zehn bemalten Tafeln aus der Abtei Praglia.
Tafeln, die ein Sukkah vom Ende des 18. oder 19. Jahrhunderts bemalten und die heute zum ersten Mal gemeinsam im Museum ausgestellt werden. „Wir sehen sie anders, als sie in der Abtei ausgestellt sind, weil wir sie auf die Ebene unseres Blicks gehoben haben. – erinnerte Reichel während der Vernissage – Wir können sie betrachten und eine Beziehung zu ihnen haben, die vielleicht mehr als eins-zu-eins, mehr intim ist. Ein echter Dialog, denn genau das ist die Idee des Museums: eine Interaktion mit der Öffentlichkeit aufzubauen“. Allein die Anwesenheit der Tafeln, fügt Disegni hinzu, ist ein Beweis für eine Zusammenarbeit, die mehrere Bereiche berührt, darunter auch den religiösen Bereich. Eine grundlegende Zusammenarbeit, die auch durch den Beitrag von Kardinal Kurt Koch (unter den Gästen der Eröffnung) unterstrichen wurde. Die Worte des Kardinals: „Die Anwesenheit dieser schönen Tafeln hier erlaubt uns, über die universellen Werte nachzudenken, die uns gerade durch den Bau der Hütten ins Gedächtnis gerufen werden, genau wie die Gastfreundschaf, das Teilen, die Bedeutung der Umwelt. Es sind Konzepte, die, wie in den alten heiligen Texten angedeutet, für die heutige Zeit bestimmt zu sein scheinen. Die Abtei Praglia, aus der die Werke stammen, hat eine nicht zufällige Geschichte von Beziehungen zur jüdischen Welt. Neben der täglichen Begegnung mit der Heiligen Schrift, die eine Konfrontation mit denjenigen, die ihre Wege teilen, mit sich bringt, gibt es eine Büchersammlung mit 250 jüdischen religiösen Texten. Diese wurde von Professor Giorgio Levi Cases gestiftet, um sie mit der nötigen Sorgfalt zu bewahren.“ Eine Entscheidung, die sich aus der Tatsache ergibt, dass Levi Cases zwischen 1943 und 1945 in Praglia untergetaucht war.
„Hier kehrt also das Thema der Gastfreundschaft und des Teilens zurück, ebenso wie die Brüderlichkeit: Die Präsenz dieser jüdischen Tafeln, die in einem Benediktinerkloster gefunden wurden, in einem jüdischen Museum ist ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Juden und Katholiken, für den jüdisch-katholischen Dialog“, so Kochs Botschaft.
Auf den Paneelen der Praglia-Tafeln sind Verzierungen mit biblischen Motiven zu sehen, von hebräischen Inschriften begleitet: den jüdischen Festen Pessach und dem Bau des Sukkahs (der Sukkot). Andere illustrieren Personen wie Abraham, Melchisedek, Isaak und Rebekka, Jakob, Rahel, Josua, König David, Moses und Elias. Die Paneele, aus denen die Hütte bestand, wurden jedes Jahr abgebaut und im nächsten Jahr wieder aufgebaut; deshalb sind die Sukkot der vergangenen Jahrhunderte verstreut und verloren gegangen, weil sie nur vorübergehend und transportabel waren. Das in Praglia ist eines der wenigen wertvollen überlieferten Zeugnisse.
MIX, ein Webtool, das von Kuratoren und Museumsmitarbeitern hochgeladene Inhalte sammelt und auf den persönlichen Geräten der Besucher läuft, bietet den Besuchern einen detaillierten Einblick in die Tafeln, ihre Ikonographie und ihr ursprüngliches Aussehen vor der Restaurierung.

Übersetzt von Maria Cianciuolo, Schülerin der Hochschule für moderne Sprachen für Dolmetscher und Übersetzer der Universität von Triest, Praktikantin in der Redaktion der Vereinigung der Italienischen Jüdischen Gemeinschaften – Pagine Ebraiche.