“Kunst und Gedenken, ein ethisches Zeugnis”
Die internationale Biennale für zeitgenössische Kunst “Arte in Memoria” (Kunst im Gedenken) ist wieder da. Die von Adachiara Zevi konzipierte und kuratierte Ausstellung befindet sich auf dem Gelände der Synagoge der antiken Stadt Ostia, nämlich der ältesten Synagoge des Westens aus dem 1. Jahrhundert, in der Nähe von Rom. Die Kunstmesse, die bereits zum elften Mal stattfindet, stellt Werke aus, die von Francesco Arena, Maria Eichhorn und Paolo Icaro speziell für diesen Raum geschaffen worden sind. Wenn man ihnen mitrechnet, dann steigt die Gesamtzahl der Künstler, die seit der ersten Ausgabe an der Initiative teilgenommen haben, auf 54. Die Idee entstand aus der Initiative der Synagoge in Stommeln in der Kölner Provinz, die den Nationalsozialismus überlebt hat.
Hier wird jedes Jahr seit 1990 ein Künstler eingeladen, ein originelles Werk für die Stätte zu kreieren. Die theoretische und kritische Voraussetzung ist, dass unsere Kultur “vom Gedenken besessen” und gleichzeitig “von der zerstörenden Dynamik der Vergessenheit ergreift” ist. Die Künstler werden daher gebeten, einen künstlerischen Beitrag speziell für die Synagoge in Ostia zu schaffen. Ziel ist es, dass die “Erinnerung an vergangene, aktuelle und laufende Tragödien sich nicht in Gedenkfeiern und üblichen Reden eines Tages auflöst”, sondern zunehmend zu einer lebendigen und belebenden Materie wird.
Die Überlegung dahinter ist, dass ein Projekt über das Verhältnis zwischen Gedenken und Kunst “immer breitere Schichten und Sektoren der Bevölkerung einbeziehen muss”. Dieser Projekt muss auch “in ein ethisches, ziviles und kulturelles Zeugnis umgesetzt werden, das auf Respekt, Toleranz und Koexistenz zwischen verschiedenen Menschen besteht.”
Zu den Künstlern, die im Laufe der Jahre ihre Werke gespendet haben, gehören Sol LeWitt, Gal Weinstein, Pedro Cabrita Reis, Liliana Moro und Michael Rakowitz.
Zum Schluss der Ausgabe von 2017 hinterließen Ariel Schlesinger und Horst Hoheisel ihre Spuren in der Synagoge, während das große, von Ruth Beraha ausgehobene Goliath-Profil das Zeugnis der zehnten Ausgabe im Jahr 2019 ist. Die Kunstwerke, die im ständigen Dialog mit den Ruinen stehen, sind von der Straße, die die Ausgrabungen von Ostia Antica mit Roms Flughafen Leonardo da Vinci in Fiumicino verbindet, sichtbar.
Die verschiedenen Ausgaben sind auf der Website www.arteinmemoria.org dokumentiert. Begleitend zur Ausstellung ist ein Band, der Essays von Experten über das Verhältnis von Kunst, Architektur und Gedenken enthält. Zwischen seinen Seiten wird die Geschichte der vorangegangenen zehn Ausgaben nachgezeichnet.
“Arte in Memoria” wird vom Ministerium für Kulturgüter, kulturelle Aktivitäten und Tourismus, vom Archäologischen Park von Ostia Antica und von der Kulturvereinigung Arte in Memoria gefördert. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Koordinierungsausschusses für Gedenkfeier zur Erinnerung an die Shoah der Präsidentschaft des Ministerrates, der Union der jüdischen Gemeinden Italiens und der jüdischen Gemeinde Roms. Sie wird auch von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo, dem Studio Trisorio in Neapel und den Sammlern Dimitri Borri und Massimo Adario unterstützt.
Übersetzt von Valentina Megera, durchgesehen von Sofia Busatto, Schülerinnen der Hochschule für moderne Sprachen für Dolmetscher und Übersetzer der Universität von Triest, Praktikantinnen in der Redaktion der Vereinigung der Italienischen Jüdischen Gemeinschaften – Pagine Ebraiche.